Reste-Essen reloaded

Die Reste vom Feste

Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen“, so spricht der Volksmund und läutet damit spätestens am 2. Weihnachtsfeiertag den großen Katzenjammer ein. Von allem zu viel gegessen, zu viel getrunken, zu viel…Oh weh! Der Magen drückt, der Hosenbund kneift und die beiden nächsten Festtage an Silvester ante portas. Aber Hand aufs Herz, war doch auch schön. Oder? Es ist nun einmal so, das für die meisten von uns die Feiertage der dunklen Jahreszeit mit opulentem Essen verbunden sind. Deshalb: Schluss mit dem Katzengejammer. Sorgen wir uns nicht um die Figur, das lässt sich in den nächsten Wochen ohnehin durch adäquateres Essen regeln. Sorgen wir uns lieber darum, was in unseren Kühlschränken noch so an Resten übriggeblieben ist. Das alles – wie leider in vielen Haushalten üblich – in der Biotonne zu entsorgen, ist für einen mündigen Bürger keine Option und vor allem ist es ethisch nicht in Ordnung. Die einfachste Möglichkeit wäre eine „Einkaufsdiät“ in den Tagen nach den Festen und – bevor man wieder auf „Beutezug“ geht – alles konsequent aufzubrauchen, was noch da ist.

Altbackenes Brot kann, muss aber nicht zwangsläufig zum armen Ritter geschlagen werden. In kleine Würfel geschnitten und eingefroren haben Sie Croutons für den schnellen Zugriff bei der Hand. Zur Krönung von Suppen oder Salaten können sie in wenig Öl kross gebraten werden. Wer es nicht so fettig mag, mischt die Brotwürfel ungebraten unter den Salat. Durch die Salatsoße werden die trockenen Brotstückchen lecker würzig. Viele Brotrezepte schmecken ohnehin mit altbackenem Brot besser, weil es im Gegensatz zu frischem den Geschmack der anderen Zutaten besser annimmt.

Süßschnäbel bestreichen alte Weißbrotscheiben mit etwas Butter und Marmelade, setzen sie nebeneinander – so etwa wie Galeerensträflinge – in eine Auflauf-Form, übergießen das Ganze mit Eiermilch und backen es aus.

(s. Bild von Anneke Reiß-Maaoui)

Wer es lieber deftig mag, belegt Brotscheiben mit Frischkäse und Fleischaufschnitt (ist sicher auch noch von Weihnachten übrig), übergießt mit leicht gesalzener Eiermilch und backt das Ganze im Backofen. Pizzafans nehmen anstelle des Hefeteiges altbackene Brotscheiben als Unterlage, bestreichen sie mit den Resten von Raclettesoßen oder Tomatenmark und wählen als Belag alles, was an Fleisch, Wurst oder Fisch übrig ist. Käse darüber und ab unter den Grill. Auch lecker ist eine Brotpfanne aus Brotwürfeln und Gemüseresten wie Zucchini und Tomaten, aufgepeppt mit Feta und italienischen Gewürzen.

Reste vom Festtagsbraten und gekochtem Gemüse lassen sich kalt als Brotbelag verwenden. Als Unterlage passen gut Reste von Raclettesoßen, Senf, Majo oder Frischkäsedipps. Braten- und Gemüsereste sind auch eine ideale Grundlage für eine Restepfanne. In die kommt alles hinein, was an Fleisch, Wurst und Gemüse noch übrig ist. Dazu werden gekochte Kartoffeln, Reis oder Nudeln, Zwiebeln und Gemüsereste in etwas Öl angebraten, Fleischreste dazu und kurz aufwärmen. Zum Schluss mit Salz und Pfeffer, frischen oder tiefgefrorenen Kräutern würzen und eine Handvoll kleingeschnittenen Salat darüber geben. Wer einen echten „Seelenstreichler“ braucht, wärmt Reste von gekochtem Gemüse in Gemüsebrühe auf und püriert sie mit etwas Sahne zu einer Cremesuppe.

Leicht verderbliches Obst wird zu Milchshakes verarbeitet, oder zu Smoothies. Alles, was an Obst weg muss, in einer Küchenmaschine vermixen. Bei Bedarf ein wenig Honig dazu und schon haben Sie eine leckere Nachspeise. Dieses köstliche Obstpotpourri kann solo getrunken oder gelöffelt werden, als Krönung für Puddings, Obstquarks und Milchreis oder zum Veredeln von Joghurt und Quark verwendet werden.

Auch aus Resten von trockenen Kuchen lassen sich eckere Süßspeisen zaubern. Oft schmecken diese Nachbearbeitungen besser als der Kuchen im Original. Für ein Schicht-Dessert wird der Kuchen zerkrümelt, eventuell mit etwas Rum oder Amaretto getränkt und schichtweise mit Obstkompott und Schlagsahne in Gläser gefüllt. Das funktioniert übrigens auch mit Tortenresten.

Und was ist mit all dem süßen Kram, der zu Weihnachten nicht gegessen wurde? Dieser lustige Tipp, Schokoladenweihnachtsmänner bis Ostern aufzuheben und dann mit neuem Stanniol zu Osterhasen umzustylen, ist nur etwas für Kostverächter, denen es nichts ausmacht, dass die Schokolade bis dahin verdorben ist. Servieren Sie die Schokomänner und andere Schokoladenreste lieber zeitnah in heißer Milch aufgelöst als Trinkschokolade. Das ist leckerer als die hoch verzuckerten Kakaogetränke-Pulver aus dem Lebensmittelhandel. Vielleicht versuchen Sie auch einmal, mit Schokolade überzogene Lebkuchen zu zerkrümeln und damit braune Soßen einzudicken.

Last but not least können unangebrochene und haltbare Produkte auf der Internetseite foodsharing.de verschenkt oder zum Tausch angeboten werden. Na dann…..

Veröffentlicht in Umweltzeitung Jan,/Feb. 2018