Reiß-Wolf sucht Familie

Reiß-Wolf sucht Familie

Geschichten vom Philip

Taschenbuch: 68 Seiten
Verlag:
Books on Demand; April 2017
Sprache:
Deutsch
Preis:
7,80 €

Der Reiß-Wolf ist der Hund der Familie Reiß. Eigentlich heißt er Philip und hat die Aufgabe, die Herzen und Füße seiner Menschen zu wärmen. Er kam als Welpe in die Familie. Gefunden an der Autobahn. Und eigentlich sollte er nicht bleiben. Aber es kam anders…

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Leseprobe: Nomen est Omen

Je größer eine Familie ist, umso schwieriger ist es, einen Namen für ein neues Familienmitglied zu finden. Jeder von uns kennt bei fast jedem Vorschlag jemanden, der es nicht wert ist, als Namensgeber zu fungieren. Dennis? Oh nein, das war doch der, mit dem die Kinder sich oft auf dem Schulweg geprügelt haben. Charlie geht auch nicht. So einer hatte sich bei einer anderen Gelegenheit daneben benommen. Manni? Bloß nicht.

Reißwolf! Er gehört zur Familie Reiß und stammt vom Wolf ab. Was läge näher? Auch macht er diesem Namen alle Ehre, wann immer es ihm gelingt, einen Eierkarton aus dem Papiermüll zu retten. Dann fliegen die Fetzen.

Aber im Ernst, mit einem Reißwolf durch den Bürgerpark zu schlendern, könnte zu Komplikationen führen. Eingedenk der Tatsache, dass der Name Programm sein könnte, entscheiden wir uns dagegen. Das wollen wir lieber nicht riskieren. Auch ist offensichtlich, dass dieser Reißwolf in einem wuscheligen Schafspelz steckt. „Reißwolf im Schafspelz“ hinter ihm her zu rufen, um ihn von allem möglichen Treiben abzuhalten, erscheint uns unpraktikabel. So rein phonetisch.

Bis dieser Name fertig ausgesprochen ist, wird sein Träger das, wovon er abgehalten werden soll, längst erledigt haben. Natürlich hat er damit für die Zukunft seinen Beinamen weg.

In diesem Stil geht es weiter. Endlich einigt man sich auf Philipp. Mit einem Philipp hat noch keiner von uns schlechte Erfahrungen gemacht. Alle sind zufrieden. Der Hund und wir gewöhnen uns schnell an den neuen Namen.

Das geht einen Monat gut, bis unsere neuen Nachbarn in die Wohnung gegenüber einziehen. Uns trifft fast der Schlag, als wir ihren Namen auf dem Briefkastenschild sehen: Philipp! Wir einigen uns mit den Neuen darauf, unseren Philip nur mit einem p am Ende zu schreiben. Natürlich ist unser Philip damit etwas ganz Besonderes. Solange die Philipps von gegenüber in unserem Hause wohnen, hat er einen eigenen Briefkasten.

 

 

Fast 17 Jahre hat er in unserem Haushalt gelebt. Dann mussten wir ihn gehen lassen.